Schnipsel

Die 10 beliebtesten Sätze von Volksläufern.

Es gibt Sätze, die gehören zum Basis-Equipment jedes Volksläufers. Man begegnet ihnen bei nahezu jedem Lauf – und sei es auch nur, weil man sie selbst sagt.

Es gibt Sätze, an denen kommt man als Volksläufer nicht vorbei. Sie gehören zum Lauf, wie die farbigen Nachmeldezettel, die fehlenden Toiletten, die Schlüsselklimperer, die stoischen Streckenposten bei jedem Wetter und die tropische Luft in zu engen Umkleideräumen. Sätze wie Plastikbecher, Worte wie Badeschlappen. Hier sind meine 10 Favoriten.

10. Ist hier ein Klo?

Interessanterweise wird dieser Satz nie beim Betreten eines Toilettenvorraums geäußert, sondern immer auf dem Weg durch die Umkleide in Richtung der Dusche. Manchmal gibt es in der Nähe der Duschen eine Toilette, manchmal nicht. Das macht es so ungeheuer spannend. Gelegentlich lautet die Antwort deshalb: „Ja, eins!“ Worauf sich zwangsläufig der nächste Standardsatz anschließen muss:

9. Steht ihr alle hier an?

Diese Frage wird meist mit einem Unterton geäußert, der direkt aus dem Blasenbereich der Fragenden zu stammen scheint. Es ist ein tiefes, blubberndes, überraschtes Entsetzen. Man wähnte sich schon am Ziel, um nun die grausige Entdeckung zu machen, dass eben jenes von unzähligen Menschen bereits angesteuert wurde, die ebenfalls bis zur Unterlippe mit Isostar angefüllt sind. Glück auf!

8. Das haben wir nicht verdient.

Eine Feststellung, die immer dann gemacht werden muss, wenn die Umstände unterwegs plötzlich widrig werden. Etwa, wenn es hagelt. Ein Vulkan ausbricht. Oder die Strecke eine gefühlte 72%-ige Steigung aufweist. Wer dann noch sprechen kann, sagt eben das.

7. Das haben wir jetzt verdient.

Dieser Satz begleitet stets das Öffnen einer Bierflasche, das Zuprosten oder den Biss ins Bratwurstbrötchen (Dann in der Variante „Daf hamwajef vedienp“)

6. Dann brauchen wir hinterher wenigstens nicht duschen

Humorvolle Ergänzung von Punkt 8 im speziellen Fall des unterwegs einsetzenden Platzregens.

5. Was läufstn Du?

Hier ist der Kontext entscheidend. Wird die Frage bei der Anmeldung oder in der Umkleidekabine vor dem Lauf gestellt, ist mit „Was“ die Streckenlänge gemeint. Meist geht es um die Auswahl zwischen einem 10 km Lauf oder einem Halbmarathon. Steht man jedoch bereits nebeneinander im Startfeld oder trifft sich auf der Strecke, bezieht sich „Was“ auf die Geschwindigkeit. Man könnte also beispielsweise mit „6er Schnitt“ oder „So um zwei Stunden“ antworten.

4. Ist das Wasser warm?

Damit ist nicht das Verpflegungsgetränk gemeint, sondern die Dusche danach. Häufigste Antwort des erfahrenen und häufig kalt duschenden Läufers: „Noch!“

3. Ist der Michael noch hier?

Bis es zu einer Siegerehrung kommt, kann es ganz schön dauern. Da wäre noch die Tombola, dann der Ausfall der Boxen. Die Vorstellung der Kerbekönigin, der Dank an die Helfer, die Ehrung der Jubilare und der größten Schülermannschaft. Die Bambini-Ehrung und der Dank an die Sponsoren. Bis dahin sitzt Michael, der mutmaßlich die Altersklassenwertung M50 gewonnen hat, längst beim Sonntagsbraten. Deshalb wird die Frage immer ergänzt durch „Kann dem Michael jemand seine Urkunde mitnehmen?“

2. Warum tu ich mir das an?

Diese Anmerkung gehört zur Basis-Kommunikation des Läufers. Man kann sie in Erlebnisberichte einstreuen, beim Ausschütteln der matschgetränkten Socken vor sich hin seufzen oder im Feld damit Kontakt suchen. Dieter Baumann sagt, dass man sich diese Frage nie stellen darf. Zumindest nicht unterwegs. Vielleicht wird sie deshalb so oft vorher und hinterher benutzt. Die korrekte Antwort darauf muss ganz im Sinne verbrüdernder Läufer-Dialoge natürlich lauten: „Das frag ich mich auch immer.“

1. Falsche Richtung!

An diesem Satz ist nichts lustig. Ich weiß das und ihr wisst das. Begegnet man in einem Volkslauf-Feld allerdings einem entgegenkommenden Läufer, findet sich garantiert mindestens ein Witzbold, der dem einzelnen Läufer diesen nie dagewesenen und kreativen Satz entgegenschleudert. Vermutlich ist es ein genetisch bedingter Zwang, der bei 10% der Bevölkerung vorkommt. Gelegentlich wird dieser Satz in Anlehnung an einen uralten Witz über einen Geisterfahrer durch „Einer? Hunderte!“ ergänzt. Was nur wieder einmal beweist, dass der Volksläufer nicht auf der Strecke ist, um sich zu quälen, sondern, um sich zu amüsieren. Und sei es mit den unlustigsten Sätzen und ältesten Witzen.

 

Titelbild ©skaisbon – photocase.de

Über die Autorin

frauschmitt

7 Kommentare

  • Nette Aufstellung.. Aber es fehlt ganz klar der Satz.. Is noch weit?… Bzw sind wir bald da.. Eine Variante davon hört man immer pro Wettkampf.. Entweder vom Läufertyp Spaßvogel oder vom Läufertyp.. Ich bin am Ende 😀

  • Brillant! Total lustig, weil so wahr.
    Die beiden Klo-Sätze kennen glaube ich alle Frauen, die jemals an einem Lauf teilgenommen haben.
    Mein persönlicher Lieblingssatz ist ja: „Warum tu ich mir das an?“ Das frage ich mich immer, jedes Mal, aber trotzdem tut man’s dann ja immer wieder! 😉

    Die 10 Volkslauftypen sind auch super, ich kenne sie alle! 🙂
    Aber ich bin nicht dabei, ich bin nämlich die Lahme, die nur bei großen kurzen Läufen mitmacht, weil sie bei kleineren längeren Läufen Gefahr laufen würde, Letzte zu werden! 😉

    Liebe Grüße
    Biggi

  • oooh ja, man kennt sie als Läufer alle 10 (okee, als Frau, als Mann hat man mit 9 und 10 evtl weniger am Hut) … zu mehr ist man scheinbar auch nicht mehr in der Lage, schließlich ist vor dem Lauf alles ausgeblendet, was nicht unmittelbar damit zu tun hat und währenddessen fallen einem auch nicht wirklich kreative Sachen ein und der mit zunehmenden kms einsetzende Tunnelblick tut sein übriges … siehe dein Gedankenmonitor … Frage 2 beantwortet sich glücklicherweise regelmäßig im Ziel, wenn man eine Medaille oder was auch immer umgehängt bekommt und sich vornimmt, die gaaaanze nächste Woche mal nicht zu laufen und gaaanz viel unvernünftiges Zeugs mit viel Fett (denn Fett = Geschmacksträger…) essen zu können!!! Das haben wir uns dann ja schließlich auch verdient J

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