Klamotten Produkttests

Ein Hoch auf die Wurstpelle.

Auf der Laufstrecke können auch Veganer in den Genuss von Presswürsten kommen. Zumindest optisch. Kompressionsbekleidung liegt nach wie vor im Trend. Und polarisiert. Während die einen die eigenwillige Ästhetik bemängeln und feststellen, dass die Kleidung „nichts bringt“, schwören die anderen auf ihre Pellen und gehen praktisch nicht mehr unkomprimiert aus dem Haus.

Auf der Laufstrecke können auch Veganer in den Genuss von Presswürsten kommen. Zumindest optisch. Kompressionsbekleidung liegt nach wie vor im Trend. Und polarisiert. Während die einen die eigenwillige Ästhetik bemängeln und feststellen, dass die Kleidung „nichts bringt“, schwören die anderen auf ihre Pellen und gehen praktisch nicht mehr unkomprimiert aus dem Haus.

Ich wollte, ich könnte an dieser Stelle auf eine Studie verweisen, die ein für alle mal und für alle Kompressionstextilien feststellt, wie wirkungsvoll sie sind. Eine solche Studie aber gibt es nicht. Das bedeutet nicht, dass alle Werbeaussagen unseriös sind, sondern einfach nur, dass es einige Wenns und Abers gibt und dass die Sachlage verzwickt ist. Eine schöne Zusammenfassung der Forschung findet ihr in dem sehr guten Artikel „Forschung unter Druck“ des Magazins Sport und Mode. Aus ihm geht unter anderem hervor, dass gerade die Ergebnisse in Bezug auf die Regenrationsverbesserung vielversprechend sind. Aber auch, dass eigentlich maßgeschneiderte Kompressionsbekleidung von Nöten wäre, damit der Druck jeweils genau so ist, wie er soll, nämlich keinesfalls überall gleich.

Ich will mich aber nicht zu lange mit der Wissenschaft aufhalten. Sie lässt ohnehin mindestens ein wichtiges Argument für Kompressionskleidung außer Acht. Das liegt daran, dass man für Tests und Untersuchungen meist sehr leistungsorientierte Sportler fragt und nie „Ein-Prosit-der-Gemütlichkeit“-Läufer. Dabei wäre das schlau, schließlich hat man in ersten Ansätzen bereits festgestellt, dass gerade die mehr von den Wurstpellen profitieren. Während die Wissenschaft also noch ein paar Jahre weiter testet, kann ich euch sagen, woran es liegt.

Ich habe keine Ahnung welchen Körperfettanteil Tirunesh Dibaba hat. Oder Sabrina Mockenhaupt. 15%? Eine durchschnittliche Hobbyläuferin dürfte je nach Alter dagegen eher zwischen 20 – 30% liegen. Hobbyläufer, die bei Volksläufen nicht zu den schnellsten zählen, sind nicht ausdefiniert, nicht sehnig und straff. Sie haben noch reichlich Fettpolster an allen möglichen und unmöglichen Stellen. Jeder Läufer, der zu viel auf den Rippen hat, um noch als Modellathlet durchzugehen, kennt das Gefühl, dass beim Anlaufen einiges in Schwingung gerät. Brust, Bauch, Po, Oberschenkel und selbst Waden können mächtig wobbeln. Man merkt es irgendwann nicht mehr, aber es bleibt. Bis zu dem wunderbaren Tag, an dem man das erste Mal eine Kompressionshose trägt. Kompressionskleidung minimiert das alberne Auf- und Abgehampel diverser Körperpartien enorm. Das kann gleich mehrere Effekte haben:

  • Oberschenkel reiben weniger aneinander, das Laufen wird leichter
  • Bei langen Läufen wird Energie eingespart, weil die Bewegung der Muskulatur reduziert wird
  • Das Bindegewebe wird weniger belastet
  • Der Läufer fühlt sich fester, dynamischer und weniger schwerfällig

Es ist für mich offensichtlich, dass es dem Läufer und ganz besonders der Läuferin unter diesen Umständen leichter fällt, einfach mal einen Zahn zuzulegen. Unter anderem aus diesem Grund trage ich nicht immer, aber immer öfter Kompressionsbekleidung. Es ist mir egal, ob mir andere sagen, es „bringt nichts“. Es holt ja auch nichts. Aber ich fühle mich wohl damit.

Ich kann euch auch konkret ein paar Sachen nennen, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe. Ist nur eine kleine Auswahl.

Strümpfe von CEP.

Die Dinger kennt jeder. Ja, sie sind teuer. Ich habe günstigere probiert. Die ließen sich zwar leichter anziehen (ein Elend bei CEP), aber sie waren recht schnell ausgeleiert. Außerdem gefällt mir, dass der Wadenumfang bei der Größenfindung eine Rolle spielt, das ist nicht selbstverständlich. Da ich außergewöhnlich kräftige Waden habe, ist das für mich wichtig. Früher hatte ich weiße, das sah, ich gebe es zu, schlimm aus, die schwarzen sind aber ok. Man kann sie mit ¾ Hosen tragen, dann fallen sie kaum auf. Ich fühle mich wohl damit beim Laufen und ich liebe sie zur Regeneration. Dafür gibt es zwar ein eigenes Modell, das wohl weniger starken Druck ausübt, aber ich komme auch mit den normalen Kompressionsstrümpfen zurecht. Nach anstrengenden langen Läufen sind die Dinger eine Wohltat. Wenn man es erst mal geschafft hat, reinzukommen, ist alles gut.

 Kompressionsstrümpfe Laufen CEP

¾-Hosen von Rehband

Der Hersteller Rehband dürfte vielen nichts sagen. Er ist ursprünglich Experte für Sportbandagen und Protectoren. Ich bin auf Rehband gestoßen, weil ich, wie gesagt, kräftige Waden habe, was es knifflig macht, gute ¾ Kompressionshosen zu finden. Viele schnüren mir die Kniekehle brutal ab. Skins berücksichtigt sogar Größe, Gewicht und Körperform, das ist ehrenhaft, aber die Hosen scheinen bei mir eine Unterschenkel-Amputation zu beabsichtigen. Leider kein Treffer. Bei Rehband ist weniger mehr. Die Hosen sind leicht, angenehm und halten Po und Oberschenkel schön fest.

 Kompi 1

7/8-Hosen von Röhnisch

Und noch ein eher unbekannter Hersteller. Männer müssen sich den Namen nicht merken, Röhnisch macht nur Sportmode für Frauen. Die schwedische Marke ist sehr modisch und hat einen schönen Stil. Ich hatte sie gerade entdeckt, da bekam ich eine Anfrage, ob ich denn einmal eine Hose testen wollte. Das Modell, was ich habe, ist aus einem sehr festen, haltbaren Stoff und angenehm zu tragen. Die Hose ist auch für verfröstelte Mädels gut geeignet, der hohe Schnitt hält die Nieren schön warm und das Material ist auch eher wärmend. Röhnisch spricht nicht von Kompression, sondern von einer Shape- oder Anti-Shake-Tight. Damit ist eigentlich alles gesagt. Die haben es verstanden, was laufende Frauen bewegt. Bzw. dass sich was an ihnen bewegt.

 Röhnisch Hose

Regenerationstight von Puma

Bei dieser Tight bin ich zwiegespalten. Ja, ich habe das Gefühl, dass sie mir nach einem langen Lauf gut tut und die Regeneration verkürzt. Sie ist nicht nur eine Kompressionstight, in ihr sind auch zusätzliche Komponenten eingearbeitet, die wie ein Tape wirken sollen. Ich hätte darüber gern mehr gewusst und so habe ich eine Fragenliste erstellt, als man mir die Hose zum Testen zuschickte. Zum Beispiel zur Umweltverträglichkeit des Materials und zur „Anwendung“. Die Fragen wurden leider nie beantwortet. Vieles bleibt deshalb offen.

 Kompressionsbekleidung Laufen Puma

Grundsätzlich finde ich es praktisch, wenn ein Kleidungsstück sowohl zum Laufen, als auch hinterher zur Regeneration angezogen werden kann. Das schont Geldbeutel und Umwelt.

Mein Fazit nach einigen Jahren Wurstpellentestens ist jedenfalls: Kompressionsbekleidung hat viele Vorzüge. Wer nicht damit rechnet, automatisch deutlich schneller zu werden, wenn er sie trägt, hat sicherlich am meisten davon. Besonders, wenn er Stellen am Körper sein eigen nennt, die gerne wobbeln.

 

Mein Dank an Röhnisch und Puma, die mir die Hosen zum Testen zur Verfügung gestellt haben.

Titelbild: © Maridav – shutterstock.com

Über die Autorin

frauschmitt

12 Kommentare

  • Schade, dass die Tights von Thoni Mara nicht besprochen wurden (werden konnten?). So wie auf deren Seite beschrieben sind dort auch Kompressionszonen eingearbeitet und ich wollte mir Laufkleidung eigentlich demnächst nur noch regional zulegen…

  • Hallo Stefan,
    man kann nicht von allen Marken Hosen im Schrank haben. 😉 Die Hosen von Thoni Mara gefallen mir leider vom Design nicht besonders, deshalb hab ich keine. Die Marke ist mir natürlich sympathisch. Die genannten Teile sollen ja auch nur Beispiele sein.
    Viele Grüße!

  • Die Frage ist immer was tatsächlich Kompression ist und was nur eng sitzt 🙂

    Bei Hosen und Strümpfen finde ich es ok und es ist so wie du es schreibst liebe Frau Schmitt: Wer nicht damit rechnet schneller zu werden sondern sich vielleicht einfach nur besser zu fühlen der wird auch nicht enttäuscht.

    Mit laufenden Grüßen Wiesel

  • Wobbeln – das wird heute mein Lieblingswort; herrlich 🙂

    Ich hätte ja zu gern noch Bilder von der Kompressionskleidung im Einsatz gesehen. Oder noch mutiger: ein Video (wo nix wobbelt). hö 😉

    Schöne Grüße,
    Eddy

  • Kompressionshosen gut und schön, aber wie soll das gehen bei großer Kälte? Dann fehlt das wärmende Luftpolster und der Unterleib wird kalt. A….kalt. Ich habe leidvolle Erfahrungen in engen Laufhosen. Schlodderhosen sind angenehmer.

  • Hallo Elisabeth,
    2XU hat auch extra warme Kompressionstights. http://www.2xu.com/womens/compression/tights.html/ Was sonst auch eine gute Alternative sein könnte, sind solche Primaloft-Hosen zum drüberziehen. http://www.vaude.com/de-DE/Produkte/Frauen/Hosen-und-Roecke/Women-s-Waddington-Shorts-purpure.html Die hab ich jetzt auf der ISPO oft gesehen (gibt’s auch als Rock). Wenns mal wirklich fies kalt ist, könnten die super sein. Ich glaube, man wird sowas in Zukunft öfter sehen.

  • Tach,

    also CEP-Socken trage ich auch gerne, vor allem auf langen Strecken, also alles ab 15km. Ob sie etwas bringen ? Subjektiv ja. Ich fühle mich während des Laufs und danach deutlich besser, das kann aber auch ein Kopfgeschichte sein. Das An- und Ausziehen klappt mittlerweile recht gut.

    VG Bernd

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